Hölle und Überlieferung

Auf TheoBlog bin ich auf einen Artikel Paulus und die Hölle gestoßen, der einen Aufsatz von Douglas J. Moo verlinkt: paulonhell.pdf

Dem Autor geht es darum zu zeigen, dass Paulus, obwohl er das Wort „Hölle“ nicht explizit benutzt, die Lehre der Hölle ganz klar vertritt. Dabei wendet er im Wesentlichen ein Argument an, dass sich auf das jüdische Erbe von Paulus stützt (siehe S. 102 des PDFs):

We must also remember the context in which Paul is writing. The Old Testament emphasizes the contrasting fates of those who align themselves with the God of Israel and those who do not (eg., Deut. 30:15-20). The distinction between those who will be saved and those who will be punished eternally for their sin is fundamental in Judaism as well. As A. Oepke notes, the idea of a final restoration of all sinners is simply foreign to Paul’s Jewish heritage. The claim that Paul breaks away from that heritage to a new insight about universalism at certain key moments in his letters (e.g., Rom. 5:18; 11:32; 1 Cor. 15:20-28) does not explain how Paul in those same letters can continue explicitly to assert the usual Jewish viewpoint. If Paul had truly diverged from that viewpoint, he would have had to make his break much more explicit and argue for it far more consistently. Hell, Paul teaches, is real, and some people will end up there.

Das Argument, dass Paulus überall da in Übereinstimmung mit seinem jüdischen Erbe ist, wo er diesem nicht klar widerspricht, habe ich mir auch zu eigen gemacht, und wende es z.B. auch auf Jesus an.

Ich bin mir nur nicht sicher, ob Douglas J. Moo mit seiner Einschätzung richtig liegt, dass im Judentum die christliche Lehre von der Ewigen Verdammnis so bereits konzeptioniert war. Zumindest kenne ich gegenteilige Behauptungen (z.B. auf Wikipedia oder maschiach.de). Auch finde ich es erstaunlich, dass von einem reformatorischen Theologen auf mündliche Überlieferungen zurückgegriffen werden muss, um seine Position zu begründen. Wenn es nicht in der Bibel steht, wer hat denn dann Autorität, die mündliche Überlieferung zu definieren bzw. zu sagen, was zu einer bestimmten Zeit allgemein anerkannte mündliche Überlieferung war?

Übrigens hat Platon ca. 370 v. Chr. in seinem Werk „Politeia“ ein Jenseits beschreibt, dass der Konzeption der christlichen Hölle nicht unähnlich ist (einfach im Text der Politeia nach „Sohne des Armenios“ suchen). Sollte also nicht das Judentum die autoritative Quelle für die christliche Höllenkonzeption sein, könnte man bei den alten Griechen nachfragen.

http://www.opera-platonis.de/Politeia10.html
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