Angst

Aufgrund einer sehr fruchtbaren Diskussion über die Gefühlskontrolle (vor allem mit Sergej und normanno, danke!) bin ich glaube ich gedanklich der Wurzel für die heftige Debatte um Herrn Sarrazin näher gekommen: Die enorm ausgeprägten Ängste aller Beteiligten.

Angst von Herr Sarrazin vor Überfremdung. Angst der politischen Klasse vor Herrn Sarrazins Aussagen und damit vor ihm. Angst der nicht-deutsch-stämmigen Mitbürger vor Ausgrenzung und Diskriminierung.

Alle diese Ängste haben einen nicht zu unterschätzenden rationalen Kern. Würde man nur diesen rationalen Kern haben, stände einer konstruktiven Debatte und einer Annäherung von ursprünglich sehr weit voneinander entfernten Standpunkten nichts im Wege. Da sich dieser rationale Kern aber in der Angst versteckt, wird die Debatte ein Kampf um Leben und Tod, in dem der Andersdenkende aufgrund seiner Andersartigkeit zur Bedrohung der eigenen Existenz wird. Und dann kommt der Punkt, an dem die Selbstverteidigung einsetzt, nach dem Motto: Entweder der andere stirbt, oder ich. Entweder Deutschland schafft sich ab, oder Herr Sarrazin.

An diesem Punkt trägt jedes Wort, das gesprochen wird, zu einer Verschlimmerung der Situation bei, so wie jede Gewehrkugel bestenfalls einen Menschen tötet, ihn aber niemals heilen kann.

Je wackliger die Identität eines Menschen ist, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass er Ängste entwickelt. Jemand, der völlig eins mit sich selbst ist (um seine Identität weiß), hat in dieser Welt nichts zu fürchten, denn man kann ihm schlimmstenfalls sein Leben nehmen, nicht aber die Freiheit.

Ich mache jetzt eine Woche Urlaub in Dänemark an der Nordsee (werde aber wohl kaum Dänisch sprechen ;-)), und werde mich von der mich sehr viel Kraft kostenden letzten Woche erholen (also nicht auf meinen Blog schauen, oder schreiben).

Ich würde mich aber freuen, wenn meine Leser ihre Ängste, die sie um sich, unser Land und diese Welt haben, als Ängste formulieren, und hier als Kommentar festhalten könnten. Dabei wichtig: Nicht die Ängste irgendjemanden zum Vorwurf machen, der dafür angeblich verantwortlich ist, sondern eine Ich-Botschaft senden. Wenn das getan wird, wird mit den Ängsten auch deren rationaler Kern kommuniziert, und wir werden in die Lage versetzt werden, einen konstruktiven Dialog darüber zu führen, wie diese Ängste abgebaut werden können.

Und der Mensch ist nun mal nicht frei, sofern er nicht frei von Ängsten ist. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, frei zu werden. In uns, in unserem Land, in unserer Welt.

http://www.sein-und-nicht-sein.de/gefuehlskontrolle/#comm
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11 Kommentare zu Angst

  1. gabalis sagt:

    Ich denke, bei der Debatte um Herrn Sarrazin muss man seine Worte genau anschauen und den Sinn von den Unsinn trennen. Über Unsinn will ich nicht reden (z.B. über den Juden-Gen; interessant ist allerdings in diesem Zshg., dass EU-Kommissar de Gucht vor 2 Tagen gesagt hat, mit Juden sei es schwer zu diskutieren, denn Sie meinen, sie haben immer recht (oder so ähnlich). Dafür wurde auch er medial abgekanzelt).

    Leider ist die öffentliche Meinung auf den Sarrazins’schen Unsinn angesprungen, und statt ihn als solchen zu bezeichnen, wird er für „menschenverachtend usw.“ erklärt. Und weil der Unsinn „menschenverachtend“ ist, ist Herr Sarrazin das auch. Auf das eigentliche Anliegen von Herrn Sarrazin geht man nicht ein. Ich denke, seine Worte sind seiner Sorge um Deutschland entsprungen, und ich meine, er wird als ehemaliger Berliner Finanzsenator wissen, wovon er redet, auch wenn man über seine Wortwahl unterschiedlicher Meinung sein kann. Ich als Ausländer sehe eine große Angst in Deutschland, das Thema Migration und Integration überhaupt ernsthaft anzupacken (deswegen schreibt eine Kerstin Heisig ihr Buch). Das ist in unserer Medienwelt ein Minenfeld; wenn es nicht politisch korrekt angefasst wird, dann ist die Hölle los. Also überlegt man es sich gut; die meisten äußern sich nicht oder nur schwammig. Herr Sarrazin hat es sich anders überlegt und ist konkret geworden.

    Denn mit der bisherigen politischen Korrektheit hat man die Probleme eben nicht gelöst. Und darauf kommt es an. Ich auf jeden Fall freue mich sehr darüber, dass eine Debatte endlich in Gang kommt.

  2. Julius sagt:

    Hallo Immanuel, hallo alle anderen,

    Angst! Sehr gut, dass du darauf zu sprechen kommst.
    Angst ist auch meiner Meinung nach der größte Faktor dafür, dass Herr Sarrazin dieses Buch geschrieben hat. Dass er sich dabei teilweise ein bisschen verrennt ist schade, aber durchaus verständlich – es ist ein emotional sehr aufgeladenes Thema. Ich bin mir sicher, dass Herr Sarrazin einige der Dinge die er schreibt nicht so gemeint hat wie sie ihm nun um die Ohren geworfen werden.

    Aber zurück zur Angst. Es gibt dazu ein sehr schönes, interessantes und extrem lesenswertes Buch! http://www.amazon.de/Angriff-auf-Freiheit-Sicherheitswahn-Überwachungsstaat/dp/3446234187/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1283791787&sr=8-1

    Mich hat das Buch zu der Meinung geleitet, dass wir uns paradoxerweise erst durch diese Angst angreifbar machen. Denn Angst leitet Menschen zu extremen Entscheidungen. Siehe die – zum Glück inzwischen wieder in dieser Form abgeschafften – Vorratsdatenspeicherung oder die Videoüberwachung, mit der jeder Schritt von uns in einem Bahnhof festgehalten wird. Achtet mal darauf, wie viele Kameras in so einem unterirdischen Bahnhof hängen! Und zwar an einem Gleis! Ihr werdet nur wenige unter 5 finden. Und selbst da kann man nicht sicher sein, ob man nicht noch welche übersehen hat, da Kameras natürlich teilweise sehr gut versteckt werden können.

    Auch unsere Reaktionen bzgl. dem Terror sind meiner Auffassung nach größtenteils auf Angst gebaut. Die Angst davor, dass so etwas schreckliches wie am 11.9. noch einmal passieren könnte. Die Angst davor, dass ein Mensch, der uns nahe steht, bei einem solchen Anschlag ums Leben kommt. Davor, dass wir nicht mehr Herr in unserem eigenen Land sind. Die Angst vor was auch immer.
    Dabei wird bei rationalem Denken sehr schnell klar, dass diese Angst eigentlich unbegründet ist: Es sterben so wenig Menschen an Terrorangriffen – viel weniger als z.B. im Autoverkehr oder an der alljährlichen Grippewelle.
    Peter Sandman hat dazu ein sehr schönes Beispiel gegeben:
    „Pro 11 000 Swimmingpools in den Vereinigten Staaten ertrinkt jährlich ein Kind. (In einem Land mit sechs Millionen Pools bedeutet dies, dass ungefähr 550 Kinder unter zehn Jahren jedes Jahr ertrinken.)

    Unterdessen wird pro eine Million Schusswaffen jährlich ein Kind getötet. (In einem Land mit schätzungsweise zweihundert Millionen Schusswaffen bedeutet dies, dass ungefähr 175 Kinder unter zehn Jahren jedes Jahr durch Schusswaffen umkommen.)

    Die Wahrscheinlichkeit, im Swimmingpool zu ertrinken (eins zu elftausend), ist sehr viel größer als die Wahrscheinlichkeit, beim Spiel mit einer Schusswaffe zu sterben (eins zu etwa einer Million). Mollys Risiko, bei Imani im Swimmingpool zu sterben, ist etwa hundertmal größer, als bei Amy durch einen Unfall mit dem Revolver zu sterben. Aber wie Mollys Eltern können die meisten von uns Risiken sehr schlecht einschätzen.“ (http://e-access.to/magazin/Spiel_mit_der_Empoerung.html -> sehr lesenswert!)

    Verdeutlichen kann man sich diese Unfähigkeit richtig einschätzen zu können auch noch an folgendem Beispiel:
    Nimm an Du bist auf einem Geburtstag mit 40 anderen Gästen. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein anderer Gast am selben Tag wie du Geburtstag hat?

    Nun, sie liegt bei 90%.
    Überrascht?
    Siehst Du.

    Ich denke, dass wir – und auch Herr Sarrazin – die „Gefahr“, dass wir unser Land an die muslimische Welt verlieren (etwas krass ausgedrückt, und durchaus nicht meine Meinung) überhaupt gar nicht einschätzen können. Der Mensch ist kein guter Schätzer. Er ist zu sehr von seinen Emotionen geleitet. Das hat viel gutes! Aber auch eben einiges schlechtes.
    Ich versuche, die Emotion größtenteils aus meinen Beurteilungen bzgl. solchen Thesen wie denen von Herr Sarrazin herauszuhalten. Ich bin mir bewusst, dass mir das nicht 100% gelingen wird, aber ich kann es versuchen. Und nach meiner Erfahrung bin ich allein mit dem Versuch schon deutlich weiter als die meisten meiner Mitmenschen.

    Im übrigen bin ich froh darüber, dass Herr Sarrazin seine Gedanken veröffentlicht hat. Wir haben endlich eine Diskussion! Eine, von der ich mir wünsche, dass sie dieses mal auch fruchtet. Und ich hoffe, dass die Muslime und anderen „Migranten“ über die Ausführungen des eben genannten nicht allzu sehr empört sind und wissen, dass es viele Menschen in Deutschland gibt die wollen, dass sie hier bleiben. Ausdrücklich. Weil es uns nämlich für unsere Toleranz gegenüber anderen Völkern viel gibt! Und das halte ich für ein unschätzbar wertvolles Gut.

    Grüße, Julius

  3. Julius sagt:

    * bzgl. des Terrors

    natürlich. Entschuldigt bitte.

  4. Sergej sagt:

    @Immanuel

    Genau, so ist es. Alle haben voneinander Angst und anstatt diese Angst zu bekämpfen, entwickelt man Hass aufeinander.

    Doch was ist Angst? Es gibt eine schöne Erklärung, leider weiß ich nicht mehr von wem. Sie besagt, dass Angst aus Informationsmangel entsteht. Und wenn man nachdenkt, dann ist es tatsächlich so. Man hat nur Angst, weil man etwas nicht weiß oder man weiß nicht was einen erwartet.

    Wenn ich nicht weiß, warum jemand etwas tut und ich nicht weiß, was sein nächster Schritt ist, habe ich einfach Angst. Denn das „gesunde“ Misstrauen ist in uns als Menschen evolutionsbedingt drin.

    Doch wir sind in einem anderem Zeitalter, wo Informationsaustausch keine wirkliche Hürde darstellt. Doch leider sind wir mit tausend unterschiedlichsten unwichitgen Informationen zugemüllt. Wir mache uns Gedanken über alles, anstatt das Problem bei der Wurzel zu packen und über wirklich wichitige Dinge zu diskutieren.

    Koranverbrennung hin oder her, es ist ein Buch, was aus Papier und letztendlich aus Holz besteht. Beide Bücher soll man verbrennen. Warum hat es so viel Ansehen, genau so wie Bibel? Nur weil in einer Druckerei die Tinte drauf gedruckt wurde? Wenn man länger über das Thema nachdenkt, dann wird man feststellen wie pervers eigentlich diese ganzen Religionen sind. Die sind alle von Menschen erschaffen und bieten unter den Richtigen und guten Werte leider sehr viel Interpretationsraum, welches ständig ausgenutzt wird.

    Man kennt es ja, von dem Priester, wenn er wieder etwas aus der Bibel liest, dann erläutert er gleich hinterher, was derjenige wohl mit diesen Aussagen gemeint hat. Es ist einfach falsch einfach auf die Interpretation irgendeinem Priester zu vertrauen.

    Es soll einen Glauben geben – an die Menschen, an die Natur, an das Leben. Das hat für mich Wert. Das Böse hat einfach keine Changse, denn es tendiert zu Tod, zu Vernichtung, also zu Nichts. Und wo nichts ist, kann auch nichts böses mehr geben. Das Böse hebt sich also selbst auf. Das Gute ist wiederum das Gegenteil und bedeutet Leben, Entwicklung, Perfektion etc. Also hat das Gute immer bessere Chancen und wird am Ende immer siegen.

    Gott hin oder her, es ist die Natur, es ist das Leben. Es ist kein Mann auf den Wolken oder jemand, der sein Leben geopfert hat. In jedem großem Krieg sind es Millionen von Menschen, die für das Gute für Ihr Land kämpfen (besser gesagt im Glauben daran) und für Ihre Mitmenschen sterben. Warum sollen Sie weniger Ansehen haben, als Jesus oder Mohammed?

    Wenn ich für jede menschliche Handlung eine Erklärung habe, habe ich kein Informationsmangel und keine Angst. Ich weiß, warum er das sagt, ich weiß, wie er reagieren wird. Es ist wichitig, dass wir endlich anfangen uns zu verstehen und nicht zu beschuldigen.

    Jeder Konflikt entsteht wenn beide Seiten sich beteiligen. Wenn jemand mit einem Lächeln auf Provokation reagiert, geht als Sieger hervor, denn er hat einen Konflikt verhindert. Nur wenn zwei Seiten gegeneinander gestimmt sind kann es zu einem tatsächlichen Konflikt kommen.

    In diesem Blog sieht man Muslime in Moskau nach dem Ramadan. Die moskauer wissen gar nicht, dass es so viele sind, denn es sind eigentlich die moskauer.

    http://ottenki-serogo.livejournal.com/191194.html

    Die Polizei ist als Schutz da, doch keiner greift an, es gibt keine Konfrontationen. Doch wenn man die Kommentare liest, dann merkt man, wie viel Angst die nicht muslimischen moskauer haben. Sie verstehen es einfach nicht, das ist das Problem.

    Schönen Urlaub!

  5. Immanuel sagt:

    So. Wieder zurück aus dem Urlaub, das verbotene Buch gelesen ;-).

    @alle: Anscheinend sind wir uns einig, dass wir die von Herrn Sarrazin angeregte Debatte grundsätzlich gut finden, weil es nicht nur pure Provokation ist, sondern weil er ein tatsächlich existierendes Problem anspricht, das unterschwellig schon lange schwelt. Vielleicht gelingt es ja diesmal, die Wurzel des Problems ausfindig zu machen und zu beseitigen: Die Hoffnung stirbt zu letzt ;-).

    @gabalis: Könnte man so leicht zwischen Sinn und Unsinn in Herrn Sarrazins Buch trennen, wäre die Debatte nicht so hitzig. Das „Juden-Gen“ klingt zwar sehr platt, eine kurze Recherche bringt aber zum Vorschein, dass nicht nur Thilo Sarrazin sich mit den jüdischen Genen beschäftigt: bazonline.ch, iGENEA, suedkurier.de. Das sagt noch nichts darüber aus, ob die Aussage bezüglich eines bestimmten Gens, das alle Juden teilen sollen, richtig ist (das ist eine wissenschaftliche Fragestellung, von dort erwarte ich auch eine Dementierung, falls es falsch ist). Zumindest ist es nicht ein solcher Unfug, wie es in den Medien dargestellt wurde. Diese mediale Abkanzelung hat vor allem den bitteren Beigeschmack, dass das dahinter liegende Anliegen von Herrn Sarrazin und des ihm Zustimmung gebende Teils der Bevölkerung komplett ignoriert wird.

    @Julius: Ich würde sagen, dass nicht die Angst uns angreifbar macht, sondern sie Ausdruck unserer Angreifbarkeit ist. Allerdings gebe ich dir recht, dass sie die Angreifbarkeit eher verschärft als beseitigt, also Teil des Problems ist, nicht Teil der Lösung. Dein Vorschlag, die Emotionalität aus der Debatte herauszuhalten, halte ich nicht für zielführend, da diese Debatte emotionaler Natur ist. Ich würde viel lieber die Gene und die Intelligenz heraushalten, weil es um die eigentlich nicht wirklich geht. Und man kann man mit rationalen Methoden auch nur bedingt auf emotionale Prozesse Einfluss nehmen, aber niemals vollständig. Rationale Probleme erfordern eine rationale Lösung, emotionale Probleme erfordern eine emotionale Lösung. Solange dies in der Debatte nicht berücksichtigt wird (und die Emotionen von Herrn Sarrazin missachtet werden), kann die Debatte nur auf ein Neues missglücken.

    @Sergej (danke für den Urlaubsgruß!): Ich kann mir nicht vorstellen, dass Angst alleine auf Informationsmangel zurückgeführt werden kann. Ich habe z.B. das Gefühl, dass ich in unserer Gesellschaft angstfreier leben könnte, wenn ich nur meinen Informationsmangel erhöhen würde, indem ich Informationen, die mir Angst machen, filtere. Ich könnte die Debatte um Herr Sarrazin ignorieren und mich über meinen Urlaub, meine Familie, meine Arbeit usw. freuen. Ohne ein Jahrhundert der Glaubenskriege innerlich vor mir sehen zu müssen. Da ich aber leider kein Freund von strikter Informationsfilterung bin, bleibt mir nichts anderes übrig, als mich meiner Angst zu stellen, und einen anderen Weg zu finden, mit meiner Angst umzugehen.

    Was ist denn mit dem Satz „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“? In dem Moment, wo die Gefahr erkannt ist, entsteht ja auch Angst vor der Gefahr. Aber in dem der Gefahr ins Auge geblickt wird, kann sie auch gebannt werden, und man kann von der Angst wieder frei werden.

    Wenn Deutschland vor etwas Angst haben muss, dann davor, dass es seiner Angst nicht in die Augen schauen kann.

  6. Immanuel sagt:

    @Julius

    Nimm an Du bist auf einem Geburtstag mit 40 anderen Gästen. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein anderer Gast am selben Tag wie du Geburtstag hat?

    Nun, sie liegt bei 90%.
    Überrascht?

    Nein ;-). In meiner Diplomhauptprüfung wurde mir diese Frage gestellt, allerdings reichte nicht das Ergebnis, ich musste es schon ableiten können. Zu meiner Schande muss ich sagen, dass mir das meine Note in Theoretischer Informatik empfindlich verschlechtert hat. Der Prüfer ist nämlich sehr lange auf dieser Frage rumgeritten (weil es eigentlich Stoff des Grundstudiums ist), ich stand aber völlig auf dem Schlauch. Da ich es aber im Moment auch nicht ableiten könnte, gehe ich mal davon aus, dass wohl doch meine Gene daran schuld sein müssen :-D.

  7. Julius sagt:

    @ Immanuel

    willkommen zurück! 🙂

    Ich verstehe deinen Denkansatz und kann ihn nachvollziehen und halte ihn für sinnvoll. Dennoch denke ich, dass ein gewisses Maß an Rationalität der Debatte nicht schaden kann: Ein bisschen das Gemüt abkühlen, darüber nachdenken was wirklich stimmt und was eben nicht.
    Äußerungen einer Freundin von mir wie: „Mal sehen wie lang die Kirche St. Paul in Istanbul noch stehen wird!“ oder „Türken können die deutsche Sprache nicht!“ (und zwar generell) sind einer Debatte nicht förderlich, dessen sind wir uns alle einig denke ich. Deshalb würde ich mir wünschen, dass etwas weniger hitzig debattiert wird und weniger beleidigt wird und wir endlich anfangen die Migranten richtig zu integrieren.
    Mit kostenlosen Kindergärten und Grundschulen, in denen die Lehrer auch gut bezahlt werden – damit der Job für sehr intelligente und leistungswillige Menschen attraktiv wird! Damit wir in diesen Institutionen den Kindern unser Wertesystem beibringen können – wie sollen sie verstehen, dass wir hier anders leben, wenn sie es nie gezeigt bekommen? Ein blindes Huhn lässt sich einfach fangen.

    „Jeder Konflikt entsteht wenn beide Seiten sich beteiligen. Wenn jemand mit einem Lächeln auf Provokation reagiert, geht als Sieger hervor, denn er hat einen Konflikt verhindert. Nur wenn zwei Seiten gegeneinander gestimmt sind kann es zu einem tatsächlichen Konflikt kommen.“
    Sergej, gefällt mir gut! Nur ist es eben so schwierig, da geschlossen zu agieren. Sicherlich ist das für eine kleiner Gruppe einfacher – in diesem Fall wohl die Türken. Wobei man da ja sich ja schon fragen muss, ob die wohl intelligent genug dazu sind… 😉 Nein, Spaß beiseite. So wie ich im Moment informiert bin ist es wohl eher nicht die muslimische Weltsicht, auch noch die andere Backe hinzuhalten. Also müssen wir integrierten Deutschen den Part des Lächelns wohl übernehmen. Sehr gerne! 🙂
    😀

    Immanuel, welch ein Zufall! Aber denk dir nichts – auch ich bin in Stochastik noch nicht so bewandert, dass ich das herleiten könnte. Und es ist ja auch nicht gerade die leichteste Aufgabe für einen normal-mathematisch-ausgebildeten Menschen^^
    Sehe ich das richtig, dass du auch nach der Lektüre des Buches der Überzeugung bist, dass diese Gen- und Intelligenzbehauptungen von Thilo Nonsens sind? 🙂
    Grüße.

  8. Immanuel sagt:

    @Julius: Welche Behauptungen genau meinst du? Ich würde dir gerne präzise auf deine Frage antworten, aber dann brauche ich auch eine präzise Frage ;-). So ganz grob gesagt, habe ich in Herrn Sarrazins Buch viel Unbestreitbares und einiges Fragwürdiges gelesen, aber nur sehr wenig Nonsens.

    Der für mich dümmste Satz des Buches steht übrigens auf Seite 150:

    Insbesondere unter den Arabern in Deutschland ist die Neigung weit verbreitet, Kinder zu zeugen, um mehr Sozialtransfers zu bekommen, und die in der Familie oft eingesperrten Frauen haben im Grunde ja kaum etwas anderes zu tun.

    Da muss der Lektor entweder geschlafen haben, oder es handelt sich ausnahmsweise mal tatsächlich um einen nur auf Provokation ausgerichteten Satz. Würde ich textkritisch an das Buch herangehen, würde ich wahrscheinlich diesen Satz einem anderen Autor zuschreiben ;-). Er passt jedenfalls nicht in den Stil, den Herrn Sarrazin ansonsten in dem Buch verwendet.

  9. Sergej sagt:

    Wertigkeit der Information ist auch eine Information 🙂 Auch Desinformation ist eine Information 🙂 Und keine Information – ist auch eine gewisse Information 🙂 Da soll man sich in erster Linie mal fragen, was sind denn deine Informationsquellen und kann man ihnen vertrauen?

    Angst entsteht nicht nur aus Information, sondern ist auch emotionalbedingt. Man sollte vielleicht zwischen Primär- und Sekundärangst unterscheiden. Primär wäre dann, wenn dich jemand z.B. plötzlich erschreckt, dann bist du auf Reflexebene aktiv. Die andere Angst entsteht im Informationsmangel den wir mit für uns gegebenen Informationen versuchen zu füllen oder mit Informationen, die uns vorgespielt werden.

    Wir denken uns was dazu, was für uns plausibel oder einfach bequem erscheint oder wir lassen es jemand anderen machen. Sogar um eigenen Gewissensbissen zu entkommen, erfinden wir manchmal alternative Erklärungen für eigenes Verhalten oder versuchen fremde Taktiken anzuwenden – wenn die das machen, dann wird es wohl nichts falsches sein, wenn ich es auch tue, oder? Doch denken ist einfach zu anstrengend, denn die „schnelle moderne Gesellschaft“ braucht uns, wir überlassen das Denken demjenigen, dem wir wirklich vertrauen und von klein auf aufwachsen – TV. Seien wir doch ehrlicht, wem vertrauen wir mehr – der Mutter, dem Opa oder dem Fernseher?

    Nehmen wir erstmal nur die Deutschen unter sich. Wie reden denn die Leute im Rest des Landes über Bayern? Wie reden denn die Westdeutschen über die Ostdeutschen und umgekehrt? Merkt man nicht, dass es grundsätzlich in dieser Gesellschaft etwas nicht in Ordnung ist und von den Medien so schön weitergetrieben und zugespitzt wird? Dann kommen die ganzen Immigranten noch dazu, um das komplette Bild zu vervollständigen. Und wenn all diese „Störfaktoren“ nicht da sind, dann knüpft man sich den Nachbarn vor.

    Schaut euch mal die Talkshows an und analysiert sie mal. Habt ihr gemerkt, dass z.B. bei Vera immer komische Leute zu sehen sind? Ich wette mit jedem, dass sie extra gecastet werden, damit man sich über sie lustig machen kann. Ich finde es sehr skurril von dem Sender diese Menschen auszunutzen. Das ist nur ein Bespiel von hunderten. Dieses Spiel wird Jahrzehnte von den Medien gespielt und jeder glaubt, dass es tatsächlich so ist. Jede Sendung ist perfekt geplant und spielt mit unseren Ängsten, Vorurteilen und Informationsmangel, so wie die Kirche früher (jetzt eigentlich immer noch).

    Die Sekundäre Angst wird durch Medien einfach künstlich erschaffen – die sagen uns wer jetzt der Sündenbock ist, wovon wir uns jetzt fürchten müssen, wer jetzt der Böse ist und was wir von Ihm halten sollen.

    Wie kann es einem Land gut gehen, wenn sich nicht mal die Einheimischen gut verstehen, weil alle ständig blind aufeinander gehetzt werden? Man soll sich einfach von all dem Medien-Mist trennen und auf die Straße gehen und sich mal mit den Menschen unterhalten und nicht auf die ausgesuchten „Meinungsumfragen“ vertrauen. Das nutzt sogar die Werbeindustrie schon für die authentisch wirkenden Werbebotschaften. Ihr kennt ja die, wo die „einfachen Leute von der Strasse“ angeblich um Ihre Meinung gefragt werden.

    Die Medienwelt ist so gefälscht und verlogen, dass man sich nicht mal traut es sich vorzustellen und wir versinken weiter in diesem Strudel der Generation für Generation aufeinander aufbaut und uns immer schlimmere und noch schlimmere Werte als gute verkauft.

    Mann soll über den Tellerrand hinausschauen und nicht nur gleich die bequemste Erklärung für richtig werten. Es gibt Länder wo einige Dinge wunderbar funktionieren und diese soll man sammeln und optimieren. Wenn jedes Land voneinander die besten Lösungen übernimmt und dann noch weiterentwickelt, dann würden wir in einigen Jahren eine viel bessere Gesellschaft haben. Wenn wir dann noch unseren Kindern die richtigen Werte vermitteln, dann kann es nur gut gehen.

  10. Sergej sagt:

    @Julius

    Es ist sehr wichtig zu unterscheiden, ob man entgegenlächelt, weil man es muss oder weil man es möchte 😉

    Ich wurde hier gelehrt (ich nehme an es ist sehr verbreitet) auf der Arbeit anders zu sein als privat und nett mit den Kunden umzugehen, immer freundlich immer positiv. In der Werbebranche ganz wichtig.

    Gut für das Geschäft, aber schlecht für die Persönlichkeit. Man ist kein Schizophreniker von Geburt an, sondern wird dazu durch die Umstände und die „richtigen“ Lehrer in der Schule, in der Ausbildung oder im Studium immer schön hingewiesen.

    Da setzt es schon an. Man wird kühl, sarkastisch und ironisch. Dabei ist es so einfach ein Mensch zu sein. Auf der Arbeit und zu Hause.

    Dann entwickeln sich weiterhin die Angstzustände, Verfolgungswahn und so weiter. Bis man dann die Erklärungen für all seinen Leid im TV sieht – Terroristen. Muslimische Terroristen, die ein Terroranschlag auf WTC ausüben, aber sich keine vernünftige Videokamera leisten können. Ist es euch schon aufgefallen, dass die Terrorbotschaften in total schlechter Qualität aufgenommen werden? Die können wahrscheinlich eine HD-Kamera einfach nicht bedienen.

    Die Emigranten wehren sich doch einfach gegen all diese Dinge, die nicht von Klein auf langsam vermittelt werden, sondern wie ein Blitz vom Himmel runter knallen. Man soll von einen Tag auf den anderen ein ganz neuer Mensch sein. Wie stellt ihr euch das vor? Klar, dass man eine gewisse Zeit braucht, um diese Lebensweise anzueignen. Manchmal ein Leben lang oder mehrere Generationen.

  11. Immanuel sagt:

    @Sergej: Ich weiß schon, warum ich keinen Fernseher habe. „Vera“ hatte ich noch nie gehört, habe wohl auch nichts verpasst.

    Was du über den Tellerrand und das darüber hinaus blicken sagst, gefällt mir sehr gut. Da fällt mir mal wieder eine jüdische Weisheit ein:

    Derjenige Mensch ist weise, der von allen Menschen lernt.

    Also weg mit den Tellerrändern!

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